Alles begann mit Norbert Cormanns Frage an seinen Vater, ob es in früheren Zeiten Juden in der Gemeinde Lontzen-Walhorn gegeben hätte. Als sein Vater diese Frage bejahte, begann für Norbert eine Zeitreise in die Vergangenheit, zu der er sich 2017 Monique Kelleter als Unterstützung dazu einlud.
Von Interesse getrieben wurden Akten, Dokumente, Zeitungen durchforstet, und zwar ging es immer wieder um die jüdischen Familien Joseph und Fröhling. Wer waren sie, wieso wurden sie verfolgt, wie viele Kinder hatten sie und wer
lebt davon heute noch? Aber nicht nur jüdische Familien wurden verschleppt und ermordet, sondern auch Helfer wie der Briefträger Franz Kockartz, der die Familien tags zuvor warnte, bevor er danach einen brieflichen Einzugsbefehl zustellen musste. Und auch körperlich behinderte Menschen oder geistig verwirrte wie Marie Ahn aus Lontzen.

„Fängt man einmal an zu recherchieren, so wirft eine Antwort drei neue Fragen auf“, erzählte Monique Kelleter bei ihrem Vortrag. Aber jede Antwort wurde auch ein Erfolgserlebnis, das motivierte, weiter zu suchen. Über diese Suche,
Briefe aus dem KZ, über die berührenden Begegnungen mit den Nachkommen und die unglaublichen Glücksfunde erzählte Monique Kelleter anlässlich des Vortrags.
Als am 2. November 2020 der Stolperstein für Marie Ahn in Aachen und am 31. Oktober 2022 6 Stolpersteine verlegt werden konnten, freuten die anwesenden Nachkommen sich über diese nachträgliche Respektbezeugung.

Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstler Günther Demnig, welches er im Jahr 1992 startete. Dabei werden Messingtafeln in Pflastersteingröße an den Orten verlegt, wo diese Familien zuletzt ihren freiwilligen Wohnort hatten, somit auch in Walhorn auf der Merolser Straße und im Kirchbuschweg in der Nähe der Autobahnbrücke.
Im Juli 2022 besuchten Monique und Norbert die Gedenkstätte Hadamar in Rheinland-Pfalz und gingen den gleichen Weg wie Marie Ahn aus Lontzen-Busch, der für sie letztendlich mit der Vergasung und der Verbrennung im Ofen endete.
Im Januar 2023 waren Monique und Norbert in Thür eingeladen. Von dort stammte die Familie Fröhling, wo sie bis zu ihrer Flucht eine Metzgerei betrieben. Im April werden sie Hohenahr einen Besuch abstatten, von dort stammte die Familie Joseph.

Maria Hoen, Schriftführerin: “Ich kann nur meinen Hut ziehen für die wertvollen und die unermüdlichen Nachforschungen, die Monique und Norbert geleistet haben und auch heute noch immer leisten, um noch mehr über die Schicksale der Opfer der NS-Gewaltherrschaft aus unserer Gemeinde herauszufinden.”