„Ich darf das, ich bin Pflägekraft!“, so die aus dem Schwabenland stammende Sybille Bullatschek zum Audi-Fahrer im MacDrive, der so langsam die Geduld hinter ihr und dem Senior mit dem Rollator verliert.

Zwei Stunden non stopp Kabarett rund um die Senioren aus dem Haus Sonnenuntergang, eine geballte Ladung an Konzentration, Mimik, Gestik und schwääääbischer Intonation vom allerfeinsten, so gekonnt und flüssig, das Publikum merkte der Frau Bullatschek die zweijährige Zwangspause nicht an. „Uff die Belgier ist Verlass!“, freute sie sich über die gut gefüllte Hütte im Jünglingshaus, wo sie schon vor vier Jahren ihre Visitenkarte hinterlassen hatte, auch damals schon auf Einladung des Landfrauenverbandes. „Ich darf das, ich bin Pflägekraft!“ ist ihr viertes Bühnenprogramm rund um die Pfläge, welches am Donnerstagabend nicht nur Menschen aus den Pflegeberufen angelockt hat. Ein kurzes Kennenlernspiel mit einem zugeworfenen Ball entlarvte zu Beginn der Veranstaltung, dass gerade in den vorderen Reihen tatsächlich sehr viele Pflegekräfte saßen, denen der Landfrauenverband mit einem vergünstigten Eintrittspreis eine kleine Wertschätzung für großen Einsatz entgegenbringen wollte, verbunden mit einem immerwährenden Danke, denn nicht nur in der Pandemie sei der Pflegeberuf wertvoll, so Geschäftsführerin Gisela Cloot anlässlich der Begrüßung. Schlagfertige Pflegerinnen aus den Seniorenheimen in Aachen und dem „Goldenen Morgen“ in Walhorn wurden immer wieder mit ins Programm einbezogen. „Goldener Morgen, wer denkt sich denn so etwas aus?“, will Sybille wissen, als ob ihr „Haus Sonnenuntergang“ nicht auch sehr bewusst so benannt worden wäre. Auch Dävid (in englischer nicht in schwäbischer Aussprache) wurde stellvertretend für die wenigen Männer im Publikum befragt: „Arbeitet deine Frau auch in der Pflege?“, will Sybille wissen, „nein, Gott sei Dank nicht, sie ist Lehrerin“, ruft er ihr aus der achten Reihe mit dem gelben Ball in den Händen zu, „na, das ist doch fast dasselbe“, tönt es von der Bühne zurück. Tränen wurden gelacht, ob beim erotischen Speed-Dating (denn man hat es als Pflägekraft nicht immer einfach, eine passende Hälfte zu finden) oder bei der Beschreibung einer Fortbildung, an der sie mit drei Senioren im Schlepptau teilnehmen musste.

„Komm in die Pfläge!“, ruft sie nach dem Signieren mit den begeisterten Pflegerinnen aus dem Seniorenheim „Goldener Morgen“ in die Kamera, aber auch für die Kultur, die in den letzten Jahren doch sehr gelitten habe, hält sie ein flammendes Abschlussplädoyer, bedankt sich beim LFV für den Mut, wieder etwas auf die Beine zu stellen und bei Kultkom für die professionelle technische Begleitung am Abend.